Planet ocean




Planet Ocean on Facebook  Planet Ocean on Instagram  Planet Ocean on Youtube

Unsere Überfahrt von den Marquesas nach Hawai'i war ideal. Bei gutem Wind, nicht zu hohen Wellen und keiner Spur von der ITCZ (Intertropical Convergence Zone), in der es von Flauten bis starken Squalls, Gewitter und viel Regen alles geben kann. Nach ziemlich rauen ersten Tagen hatten wir nur Sonnenschein, guten Wind aus der richtigen Richtung und der Passat, der normalerweise mit 20 bis 25 Knoten aus nordöstlicher Richtung nördlich vom Äquator weht, war mit gut 15 Knoten gerade richtig stark.

So erreichten wir bereits am 3. Mai Hilo und warfen unseren Anker in der Reeds Bay. Nachdem wir mit dem Zoll schon einige Tage vorher in Kontakt waren und sie all unsere Daten bereits hatten, war das Einklarieren schnell und sehr freundlich erledigt.

Genau an diesem Tag begannen kleinere Erdbeben, die erste Lavaspalte an der Ostflanke vom Kilauea tat sich mitten in einem Wohngebiet auf und Lava quoll heraus. Die größte Insel von Hawai'i wird von den Einheimischen „Big Island“ genannt. Sie besteht aus insgesamt fünf Vulkanen, von denen zwei noch regelmäßig aktiv sind und einer bald wieder aufwachen kann. Am bekanntesten ist wohl der Kilauea, der seit 1982 ununterbrochen aktiv ist und besonders durch den Lavasee des Halema'uma'u Kraters berühmt war.

Als wir am Nachmittag unseres zweiten Tages zum Hafenmeister kamen, war dieser ziemlich aufgeregt, da zu Mittag das stärkste Erdbeben auf Hawaii seit den 70iger Jahren war. Durch das 6.9 starke Beben haben alle Gebäude in Hilo gewackelt und es wurde ein Mini-Tsunami (ca. 30 cm) ausgelöst. Am Boot haben wir davon nichts mitbekommen.

01_In_the_morning_the_summit_of_Mauna_kea_is_often_without_clouds
02_Rainbow_falls_in_Hilo
03_Orchids_at_rainbow_falls
04b_Surf_spot_in_Hilo
04_Wailuku_river_above_rainbow_falls
05_Wailoa_River_State_Park_in_downtown_Hilo
06_Monument_in_Laupahoehoe_State_Park_for_the_victims_of_the_Tsunami_in_1946
07_Waipio_Valley_lookout_on_the_eastern_coast
08_Waipio_Valley_was_the_capital_and_permanent_residence_of_many_early_Hawaiians

Beim Erkunden der Insel machten wir einen Ausflug nach Laupahoehoe, welches 1946 traurige Berühmtheit erlangte, nachdem ein Tsunami 1946 den ganzen Ort mit der Schule zerstört hatte. Dabei kamen 19 SchülerInnen und fünf LehrerInnen ums Leben. Einige überlebten und ihre Überlebensgeschichten kann man im Tsunamimuseum in Hilo nachlesen und hören. Weiter geht es zum Waipi'o Valley, eine der zwei tiefen Täler auf Big Island. Waipi'o Valley war früher stark bevölkert und das Heim von Hawaiianischen Königen. Es ist benannt nach dem Fluss Waipi'o welcher „kurvenreiches Wasser“ in Hawaiianisch bedeutet. Heute ist das Tal in Privatbesitz und wird zum Taroanbau benutzt. Beeindruckend ist vor allem der Ausblick über das Tal und der schwarze Lavastrand.

09_Statue_of_Kamehameha_the_Great_who_was_the_first_king_of_almost_all_the_Hawaiian_Islands
10_Puukohola_Heiau_is_a_sacrifical_temple_built_by_Kamehameha_to_gain_the_favor_of_the_war_God
11_Mailekini_Heiau_is_another_temple_on_this_hill
13_Pelekane_is_the_site_of_the_former_royal_courtyard
14_Stone_leaning_post_near_the_Heiau_was_6_feet_high

Einen Besuch wert ist auch der historisch wichtige Pu'ukohola Heiau. Dieser wurde vom ersten König aller Hawaiianischen Inseln, Kamehameha der Grosse, als Tempel für den Kriegsgott erbaut. 1790, als Kamehameha bereits Maui, Lana'i und Moloka'i unter seine Herrschaft gebracht hatte, wollte er auch ganz Hawai'i oder Big Island beherrschen. Laut einer Prophezeihung würde er dieses nur schaffen, wenn er dem Kriegsgott einen Tempel erbauen würde. Er machte sich sofort an die Arbeit und mit Hilfe tausender Arbeiter und einem Jahr Bauzeit schaffte er es den Tempel nach strengen Richtlinien zu erbauen. Zur Eröffnungszeremonie lud Kamehameha auch seinen Gegner König Keoua ein, der aber einem Aufstand während der Zeremonie zum Opfer fiel. So wurde Kamehameha auch Herrscher über ganz Big Island und bis 1810 schaffte er es, alle Hawai'i Inseln unter seiner Herrschaft zu vereinigen.

15_The_observatories_on_Mauna_kea
16_The_visitor_center_(2804m)_and_the_summit_(4205m)_of_Maunakea
17_Cinder_cones_above_the_clouds_at_2800_m
18_Beautiful_red_cinder_cone_close_to_the_visitor_center_of_Maunakea
19_Maunaloa_in_the_background
20_Clouds_moving_towards_cinder_cones_on_Maunakea

Natürlich darf eine Fahrt auf den Mauna kea, dem höchsten Berg der Welt vom Meeresboden gemessen (über 9.000 m), nicht fehlen. Das Visitor Center liegt auf 2.850 m Seehöhe und Abends kann man dort durch Teleskope ins Weltall blicken. Durch die Lage der Inseln und die Höhe des Vulkans ist der Gipfel mit 4.205 m Höhe der perfekte Ort für das Mauna-Kea-Observatorium, eine Gruppe internationaler Observatorien, die zusammen die größte Sternwarte der Welt bilden. Darunter befindet sich unter anderem das Keck-Observatorium mit seinen beiden 10-m-Spiegeln, die zu den derzeit leistungsfähigsten Teleskopen weltweit gehören. In Hilo haben alle öffentlichen Beleuchtungen (im Hafen, Straßenbeleuchtungen, usw.) sogar Lampen mit einer ganz bestimmten Wellenlänge, die von den Messungen am Gipfel leicht herausgerechnet werden können.

21_Intersection_of_Saddle_Road_and_Maunakea_access_road
22_Lava_flow_from_Maunaloa_next_to_saddle_road
23_Inside_of_an_old_lavatunnel
24_Last_view_of_the_old_Halemaumau_crater_of_the_Kilauea_Caldera
25_Explosion_cloud_of_Halemaumau_crater_as_seen_from_road_11_through_Kau_desert

Das Highlight von Big Island ist aber auf jeden Fall der Besuch des Volcano National Park, der sich um und am Kilauea befindet. Der Kilauea ist ein Schildvulkan, der sich an der Ostflanke des größeren und älteren Mauna Loa Vulkanes befindet. Aufgrund der starken Erdebeben und des Verschwindens des Lavasees des Halema'uma'u war klar, dass der National Park bald geschlossen wird, um die Besucher nicht zu gefährden. Wir schafften es aber, am letzten offenen Tag noch einen Blick über die Caldera des Kilauea auf den rauchenden Halema'uma'u Krater zu werfen. Leider nahmen die Lavaausbrüche an der Südostflanke des Vulkans stark zu und über 2.000 Menschen mussten aus ihren Häusern evakuieren.

Die Lava verschwand komplett aus dem Krater was explosionsartige Ausbrüche auslöste. Diese entstehen, wenn die Lava unter den Grundwasserspiegel sinkt, somit Wasser mit Lava in Berührung kommt und explosionsartig verdunstet. Ist der leere Lavaschacht offen, können die entstehenden Gase und die Asche sofort entweichen. Durch den Rückzug der Lava wird der Kraterschacht aber instabil, Felsen und Geröll lösen sich, fallen hinein und blockieren den Schacht. Somit steigt der Druck darunter und wird irgendwann so stark, dass es zu explosionsartigen Gas- und Ascheausbrüchen kommt. Der Beginn dieser Eruptionen wurde von den Wissenschaftlern erwartete, und war gut vorhergesagt.

26_Kiko_our_very_own_Hawaiian_guide_on_Big_Island
27_Kikos_old_Hawaiian_double_canoe_in_Hilo_Harbor
28_Pakia_tea_in_the_Hilo_harbor_helping_Kiko_with_a_mooring_(Kiko)
29_Kikos_small_double_canoe
30_Pandanus_tree_at_old_sugar_cane_harbor
31_Ocean_lava_flow_at_night
32_Lava_glow_at_night
33_Laze_cloud_from_the_lava_ocean_entry
34_Tiny_rainbow_in_the_laize_cloud

Unser neuer Freund Kiko, ein Hawaiianer, der Kanubauer ist und anscheinend fast alle Leute auf Big Island kennt, kam an einem Tag mit Neuigkeiten über die Lavaströme zu uns. Zwei sollten innerhalb der nächsten Stunden den Ozean erreichen und er meinte wir sollten uns mit der Pakia tea auf den Weg machen, um dieses Spektakel live sehen zu können. Also ging es am Abend los Richtung Südostseite der Insel, ca. 35 Meilen. Gleich nach der Hafenausfahrt konnte man einen orangenen Schein am Nachthimmel sehen, der durch die Lavafontänen ausgelöst wird. Bevor es dann in wildem Ritt ums Kap ging wurden die ersten Lavaflüsse sichtbar und dann die großen „Laze“-Wolken. Laze entsteht wenn Lava in Kontakt mit Meerwasser kommt und besteht aus salzsäurehaltigen Dämpfen und kleinen Glaspartikeln. Da relativ konstanter, starker Passatwind aus NO wehte, konnte man aber gut aus den Wolken draußen bleiben. Außerdem wollten wir nicht zu nahe, da man ja nicht weiß wie weit die Lava spritzt. Wir waren tatsächlich die ersten, die dieses Spektakel vom Meer aus zu sehen bekamen, ein beeindruckendes Erlebnis. Das zweite Boot kam erst Stunden später bei Tagesanbruch an.

 

Nach dem ersten Trip mussten wir sogar ein zweites Mal direkt dort vorbei, auf dem Weg zur Westseite der Insel. Beim zweiten Mal konnten wir einen ganzen Lavastrom Richtung Meer sehen und kleinere Lavaexplosionen beim Eintritt ins Wasser.

Wie die Situation auf Big Island weiter geht kann niemand genau vorhersagen. Nachdem sich die Lava komplett aus dem System des Halema'uma'u Kraters zurückgezogen hat, wurde dieser instabil und begann einzufallen. Ein Ende dieses Zyklus und des Lavaausbruchs an der Südostflanke ist nicht in Sicht. Der Kilauea ist nicht umsonst der aktivste Vulkan der Welt und man muss immer mit solchen Situationen rechnen, auch wenn das für all die Menschen die ihre Häuser verloren haben kein Trost ist. Aufgrund dessen, dass der Kilauea auch der besterforschte Vulkan der Welt ist, hat es keine Todesfälle oder Verletzungen gegeben, und die Vorgänge konnten gut vorhergesagt werden.

Störend ist für die Menschen, die nicht in der Lavaausbruchzone leben vor allem der „Vog“. Es sieht so aus wie ein Nebelschleier über der Insel, besteht allerdings aus Aschepartikeln, Schwefel und anderen Gasen. Wir befanden uns erst direkt in diesem „Vog“, als wir die Westseite der Insel erkundeten.

35_Nice_anchorage_on_Kona_coast_sadly_with_lots_of_vog_in_the_air
36_Enjoying_the_Spinner_dolphins_around_the_boat_with_a_black_lava_beach_in_the_background
37_Long-snouted_Spinner_Dolphins_(Stenella_longirostris)_resting_around_the_boat_at_our_anchorage
38_View_from_Kohala_towards_Kawaihae
39_Puukohola_Heiau_(sacred_platform)_from_our_ocean_anchorage
40_Modern_double_outrigger_canoe_in_Kohala_area
41_Gold_Dust_Day_Gecko_(Phelsuma_laticauda_laticaud)_is_found_everywhere_but_was_introduced_on_the_islands_from_Madagascar

Dort gibt es schöne Ankerplätze und in allen Ankerbuchten sahen wir Spinnerdelfine, die dort tagsüber rasten und Abends auf das offene Meer aufbrechen, um Fische und Tintenfische zu fangen. Die Korallenbedeckung war eher mäßig und man merkt, dass die globale Korallenbleiche letztes Jahr auch vor Hawai'i nicht halt gemacht hat. Die Fische am Riff sind wenig und eher klein, was darauf hindeutet, dass die großen vermutlich alle weggefangen sind. Auch Haie sind eher Mangelware und bis auf einige Babys haben wir keine gefunden.

Wir haben genug vom „Vog“ und segeln deshalb weiter Richtung Maui, wo uns hoffentlich viel Sonnenschein erwartet.