Das erste, was uns an Maui auffällt, sind die vielen Meeresschildkröten, die man in den Gewässern um die Insel oft beobachten kann. Am häufigsten findet man die Green Seaturtles oder Suppenschildkröten (Chelonia mydas), deren Besonderheit es ist, dass sie ihr gesamtes Leben in den Gewässern von Hawaii verbringen. Über 90 % der Population nistet auf sechs kleinen Inseln der French Frigate Shoals, in der Mitte der nordwestlichen Hawaii Inseln, die ein großes Meeresschutzgebiet bilden.
Von unserem ersten Ankerplatz bei Maui wussten wir, dass es irgendwo an diesem Riff eine Putzerstation für die Schildkröten geben soll. Leider ist dieses küstennahe Riff relativ groß und somit schwer zu sagen wo man beginnen soll eine Putzerstation zu suchen. Zumindest war sofort klar, dass es hier wirklich viele Meeresschildkröten geben muss, denn andauernd konnten wir welche beobachten, die zum Atmen an die Wasseroberfläche kamen. Also auf ins Wasser und los ging es mit der Suche. Nach einem kurzen Schnorchelgang fanden wir eine Stelle wo einige Schildkröten am Sandboden zu sehen waren. Bei genauerem Hinsehen konnten wir Putzerfische am Panzer entdecken. Wir hatten tatsächlich eine Putzerstation gefunden. So beobachteten wir die fünf Schildkröten eine Weile und stellten fest, dass sie keine Scheu vor Menschen besitzen. Man kann wirklich sehr nahe an sie heran.Natürlich haben wir uns sehr vorsichtig verhalten, um die Schildkröten nicht zu stressen. Und selbstverständlich haben wir sie nicht berührt, was durchaus möglich gewesen wäre.
Auf vielen Meeresschildkrötenpanzern gibt es jede Menge sogenannter Epibionten. Das sind Lebewesen, die auf der Oberfläche eines anderen (Basibiont) oder etwas anderem leben. Das können sowohl Pflanzen als auch Tiere sein. Das wohl bekannteste Beispiel sind die Seepocken (Balanidae), festsitzende Krebse, die mit ihren Füssen Partikel aus der Wassersäule filtern. Sie sehen wie kleine Krater aus und bewachsen alle Oberflächen an denen es Strömung gibt. Eine spezielle Seepockenart – Chelonibia caretta – ist bekannt dafür richtige „Wurzeln“ durch den Schildkrötenpanzer zu wachsen, um so noch besser fest zu sitzen. Aber auch viele Algenarten bewachsen den Panzer. So haben sich einige Fischarten darauf spezialisiert den Panzer zu putzen. Zum einen gibt es herbivore (pflanzenfressende) Doktorfische, die wir gut an der Putzerstation beobachten konnten. Aber in Hawaii an einigen Plätzen findet man auch carnivore (fleischfressende) Fische, wie die endemische Lippfischart Duperreys Junker (Thalassoma duperrey). Sie werden dort beobachtet, dass sie Seepocken von den Panzern entfernen.
An einem Tag kommt eine große, ausgewachsene, männliche Suppenschildkröte beim Boot vorbei als ich gerade ins Wasser will. Sie schwimmt zum Rumpf und sieht sich alles genau an. Als ich ins Wasser gehe bleibt sie ruhig und ich kann sie eine Zeit lang ganz nahe beobachten. Ein wunderbares Erlebnis!
Im Norden der Stadt Lahaina finden wir durch Zufall bei einem Tauchgang an einem alten, zerfallenen Pier, dutzende Schildkröten beim Ausruhen und Rasten unter Wasser. Tom zählt bei einem Tauchgang über 30 Exemplare! Sie nutzen die Löcher und Spalten um sich einen geeigneten Ruheplatz zu suchen. Aber nicht nur Schildkröten kann man hier finden, auch einen Riesenanglerfisch (Atennarius commerson) konnten wir entdecken.
Ein Besuch des halb versunkenen Molokini Kraters muss auf jeden Fall beim Besuch von Maui sein. Zwar wimmelt es dort vormittags von Ausflugsbooten und Leuten im Wasser, aber wenn man um die Mittagszeit kommt, ist man meist alleine. So können wir das klare Wasser genießen und finden sogar einen Oktopus, der von zwei Stachelmakrelen umkreist wird. An der Außenwand kann man wunderschönen Aufwuchs beobachten und mit viel Glück sieht man auch einen Manta vorbei schwimmen.