Kouaku ist die südlichste, kleine Sandinsel in den Gambiers und sehr naturbelassen. Man findet kaum Kokospalmen vor, sondern sie hat zum größten Teil noch ihre ursprüngliche Vegetation erhalten. Als wir an Land gehen, werden wir sofort von Seeschwalben umkreist. Sie fliegen um das Motu oder sitzen in größeren Gruppen am Strand. Wenn Menschen näher kommen ist die Aufregung natürlich sehr groß und nach einigen Warnschreien fliegen viele der Seeschwalben auf um sich umzusehen. Endlich einmal ein Platz, wo es von Vögeln wimmelt.
Man findet auf Kouaku hauptsächlich zwei Seevogelarten, die die Insel außerdem als Brutplatz benutzen. Zum einen die wunderschönen, blendend weißen Feenseeschwalben (Gygis alba) und zum anderen die Schwarzen Noddiseeschwalben (Anous minutus). Die meisten Seevögel brüten einfach am Boden, da sie normalerweise keine Feinde auf den ozeanischen Inseln zu erwarten haben. Zumindest war dies so vor der Ankunft des Menschen, der auch größere Tiere auf die Inseln brachte. Wie zum Beispiel Ratten, Katzen, Hunde, Ziegen und Schweine. Die Ankunft der Menschen und deren absichtlich oder unabsichtlich mitgebrachten Tiere verhindern jetzt auf vielen Inseln das erfolgreiche Nisten von Seevögel, da deren Eier und Küken eine leichte Beute darstellen.
Feen- und Noddiseeschwalben (kurz Noddis) hingegen nisten nicht am Boden sondern auf den Bäumen. Die Schwarzen Noddis sehen den Braunen Noddis sehr ähnlich, haben aber einen längeren, geraden Schnabel und sind etwas kleiner. Der Name Noddi kommt daher, dass die Vögel während der Paarungszeit immer mit ihrem Kopf nicken – vom Englischen „to nod“. Sie ernähren sich von kleinen Fischen und Tintenfischen und jagen meist in großen Gruppen. Wenn große Fische einen Fischschwarm zur Oberfläche treiben, um leichter jagen zu können, sind gleich Noddis zur Stelle um die Fische knapp unter der Oberfläche aufzuschnappen. Sobald wir eine große Gruppe Noddis über dem Wasser sehen, wissen wir gleich, dass hier ein Fischschwarm sein muss.
Noddis bauen ihr Nest auf Zweigen von Büschen und Bäumen, es besteht aus trockenen Blättern und Vogelexkrementen. Das gleiche Nest wird immer wieder benutzt und in jeder Saison wird ein Ei gelegt. Die Küken sehen von der Färbung her bereits aus wie ihre Eltern, dunkelbraun mit einem weißlichen Kappe am Kopf. Hin und wieder fällt eines der Küken auf den Boden. So finden wir auch dieses Mal ein Küken, das sich unter Büschen versteckt. Zum Glück wird es aber von den Eltern weiter gefüttert, wie wir erleichtert feststellen.
Im Unterschied nisten die Feenseeschwalben zwar auch auf Bäumen und Sträuchern, bauen aber kein Nest sondern legen das einzelne Ei einfach auf Zweigen ab. Das hat den Vorteil, dass ihre Eier nicht von Nestparasiten befallen werden, aber den Nachteil, dass die Eier oder später Küken bei starkem Wind hinunterfallen können. Zum Glück wird aber ziemlich schnell ein weiteres Ei gelegt, wenn das passiert. Die Küken haben auch schon gut entwickelte Füße, damit sie sich an den Ästen besser festhalten können. Wir finden auf Kouaku alles, von Eiern bis fast ausgewachsenen Küken. Nähert man sich einem Küken so bleibt es reglos sitzen, in der Hoffnung, nicht gesehen zu werden. Manche sehen aus wie ein Mini-Uhu der im Baum sitzt. Hin und wieder beobachten wir, wie sie mit kleinen Fischen gefüttert werden. Sind sie frisch geschlüpft, haben sie eine ähnliche Färbung wie die Rinde der Bäume um nicht gleich gesehen zu werden. Wenn sie dann größer werden, kann man sie leichter entdecken, da sie ein weißliches Federkleid bekommen. Sind sie dann erwachsen, sind sie strahlend weiß gefärbt und reflektieren oft das Blau der Wasseroberfläche. Feenseeschwalben leben recht lange. Ein Individuum wurde nachweislich über 42 Jahre alt, was wirklich ein stolzes Alter für einen so kleinen Vogel ist.
Abends sehen wir auf Kouaku auch einige junge Rotfußtölpel (Sula sula) in den Bäumen, die hier übernachten. Ob und wo sie nisten, wissen wir nicht. In den Gambiers gibt es noch mehr Vogelarten und einige Insel werden bereits renaturiert und die Ratten darauf vergiftet, um wieder einen sicheren Nistplatz für Vögel zu schaffen.
Wir sind froh, dass es wenigstens noch ein paar Plätze gibt, die voll von Vögeln sind. Diese Inseln müssen einige Voraussetzungen erfüllen. Keine Störung durch Menschen (Eier sammeln, Vögel verjagen), wenig oder keine Kokospalmen, da sie diese weder zum Brüten noch als Schutz benutzen können, und auch die Abwesenheit von Ratten und anderen Tieren, die den Eiern und Küken gefährlich werden können, spielt eine Rolle. Vogelinseln sind außerdem wichtig für die Gesundheit der Riffe, da sie Nährstoffe - also die Fische, Tintenfische, die sie fangen - von großen Meeresgebieten zu den Insel befördern und dadurch das Wachstum von Plankton durch ihre Exkremente fördern, was wiederum eine Auswirkung auf das Futterangebot für Fische und andere Meeresorganismen in der Nähe der Inseln hat. Vogelinseln sind also wichtig für das Ökosystem Meer und so freuen wir uns immer besonders, solche Inseln zu finden.